Blick auf die Eingangstür des Alleesaal-Gebäudes

Historische Gebäude

Historische Gebäude

In den mehr als 650 Jahren seit seiner ersten offiziellen urkundlichen Erwähnung hat Bad Schwalbach viele Schätze aus der Vergangenheit zu tragen und zu bewahren. Dazu gehören zweifelsfrei die zum Teil noch gut erhaltenen und/oder liebevoll restaurierten Fachwerkhäuser, Kurgebäude und Kirchen.

Das Haus "Zum güldenen Rebstock" in der Adolfstraße 73/75 beispielsweise galt mit der geschnitzten Fassade damals schon als schönstes Haus Bad Schwalbachs und ist auch jetzt noch ein wahres Schmuckstück. Ebenso gehört das 1610 erbaute Haus "Zum Bären" in der Adolfstraße 103/105, das in der Vergangenheit mal Rathaus, mal Schulhaus war und heute eine Bäckerei beherbergt, nach Freilegung des Fachwerks zu den attraktivsten Häusern der Stadt. Wunderschön anzusehen ist auch der an die Kirchgasse anliegende Teil des Rothenburger Schlösschens. Bad Schwalbachs Historie als Kurort ist es zu verdanken, dass es damals zahlreiche Gasthäuser und Hotels gab. Einige davon sind heute noch erhalten, doch nur noch wenige, wie das Hotel Malepartus, dienen noch als Unterkunft. Die meisten jedoch wurden umfunktioniert als Wohn- oder Geschäftshäuser.

Um mehr über die historischen Hintergründe und die Geschichte Bad Schwalbachs zu erfahren, laden wir Sie herzlich zu unseren Stadtführungen oder zu einem Besuch im Kur, Stadt, Apothekenmuseum ein.

Die Festschrift "650 Jahre Bad Schwalbach - Geschichte der Kreis- und Kurstadt" erzählt anschaulich und interessant über die "gute alte Zeit". Und das Buch "Zeitsprünge" zeigt eindrucksvolle Fotografien von Bad Schwalbach im direkten Vergleich von damals und heute. Beide Werke können Sie in unserer Tourist-Info der im Kur-Stadt-Apothekenmuseum kaufen.


Das Alleesaal-Gebäude

Blick auf das Alleesaal-Gebäude in Bad Schwalbach


Der Alleesaal wurde 1820/21 als "Hotel de la Promenade" im klassizistischen Stil vom privaten Hotelier Grebert errichtet und war in Bad Schwalbach die erste Adresse für berühmte Gäste aus der ganzen Welt, unter ihnen Zarin Marie von Russland und Kaiserin Elisabeth von Österreich.

In dem ursprünglich bis zur Straße Am Kurpark reichenden Gebäude wurde neben einem Restaurant auch eine Spielbank betrieben. Der vordere Teil des Alleesaals musste 1934 aus verkehrstechnischen Gründen weichen.

Nach aufwändigen Restaurierungsarbeiten im Jahre 1997 erstrahlen die Säle noch immer im Glanz des 19. Jahrhunderts mit Seidenmalerei und reicher Stuckdekoration mit echtem Blattgold im Stil des zweiten Rokoko.

Im Erdgeschoss befinden sich heute die Räumlichkeiten der Bad Schwalbacher Stadtbücherei. 

Der Alleesaal bietet sich an als prachtvoller Veranstaltungsort für kleinere kulturelle Programme und Tagungen sowie Privatfeiern. Da der Alleesaal auch für Trauungen gewidmet ist, kann dort vor der Hochzeitsfeier auch die Eheschließung stattfinden.

Das Kurhaus

Ansicht auf das Kurhaus in Bad Schwalbach


Um den Ansprüchen des gehobenen Kurpublikums gerecht zu werden und als luxuriöses Heilbad konkurrenzfähig zu bleiben, brauchte man ein repräsentatives Gebäude für das gesellschaftliche Leben. Aus diesem Grund wurde vom Wiesbadener Architekten Philipp Hoffmann, dem renommiertesten Architekten seinerzeit in der Region, zwischen 1873 und 1879 das prächtige Kurhaus im Stil der italienischen Spätrenaissance entworfen und errichtet. Durch den aufwendigen Bau, der damals die stolze Summe von 421.753,74 Mark verschlang, kam die Stadt in finanzielle Nöte und musste nach und nach die Kurgebäude in preußischen Staatsbesitz übergeben.

Neben der grandiosen Akustik besticht besonders der große Saal mit seiner architektonischen Gestaltung. Die umschließende Arkadenmauer wird von 20 polierten Säulen aus schwarzem nassauischem Marmor getragen. Die überreiche und sehr lebhafte Oberflächendekoration setzt sich zum einen aus der plastischen, reliefartigen Gestaltung mit Stuckwerk und zum anderen aus der festlich-dekorativen Farbgebung zusammen. Die Wirkung der großartigen künstlerischen Ornamentik, wurde durch die später hinzutretenden Malereien vollendet. Die kunstvolle Kassettendecke mit den Kristalllüstern ist das Schmuckstück des Hauses.

Während der große Saal als Tanz-, Konzert- und Theatersaal diente, wurden die umliegenden kleineren Räume einst als Spielsalon für Karten- und Brettspiele, Billardsaal, Lesekabinett und Damensalon zum gemeinsamen Handarbeiten und Austausch von Klatsch und Tratsch genutzt. Selbstverständlich waren auch Kaffeezimmer und Restauration mit Platz für über 100 Gäste vorhanden. Die Räume im mittleren Untergeschoss sollten zunächst als Verkaufsläden dienen, wurden dann aber als Bierrestauration eingerichtet.

Der Grund für die Umgestaltung der einst üppig geschmückten Fassade des Kurhauses in den 30er Jahren durch den Architekten Wilhelm Kreis, war die Bauhausarchitektur der von ihm erbauten benachbarten Gebäude des Weinbrunnens und des Kurhotels (später Hotel Eden Parc), um ein geschlossenes Ensemble zu schaffen. Nur an dem Bühnenanbau an der Rückseite des Gebäudes erkennt man noch Reste des alten Dachfrieses.

Nachdem das Kurhaus während des Krieges als Lazarett diente, immer wieder von militärischer und administrativer Bedeutung auch für die französischen, englischen und später amerikanischen Besatzer und sogar eine Zeit lang als Kino umgebaut war, steht es heute wieder für gesellschaftliche Veranstaltungen, Theater- und Kinoaufführungen, Konzerte sowie private Feiern zur Verfügung.

Das Moorbadehaus


Die Entdeckung der Moortherapie in Bad Schwalbach und die von Dr. med. Adolf Böhm propagierte besonders gute Wirkungsweise in Verbindung mit dem hiesigen Heilwasser, stieß auf so überwältigende Resonanz, dass der Bau einer speziellen, leistungsfähigen Moorbadeanstalt unabdingbar wurde. Nach den Plänen des Kreisbaumeisters Böttcher wurde zwischen 1903 und 1905 für eine halbe Million Mark das mit modernster Technik ausgestattete königliche Moorbadehaus in der Parkstraße 11 errichtet, das am 8. Mai 1905 feierlich eröffnet wurde.

Mit seinem damals als avantgardistisch geltenden Jugendstil war das Haus ein architektonisches Schmuckstück. Marmor, Mettlacher Fliesen und Terrazzo in den Zellen sowie das prachtvolle Vestibül vermittelten den Eindruck von Luxus und wurden selbst den Ansprüchen der damaligen High Society gerecht.

Jeder der beiden Flure im Moorbadehaus verfügte über zehn Badezellen mit jeweils zwei zugeordneten und abwechselnd benutzen Umkleide- und Ruhekabinen. In den Badezellen waren aber anfangs keine Wannen installiert, sondern nur eine Umrandung mit einer Aussparung, in die die fertig befüllten Holzwannen direkt aus der rückseitigen Moorküche hinein gehoben wurden.

Der angelieferte trockene Torf wurde - wie auch heute noch - gemahlen, gesiebt und mit Heilquellenwasser vom Adelheid- und Ehebrunnen, später auch vom Schwalbenbrunnen, angereichert. Der fertige Moorbrei wurde damals mit Dampflanzen auf die Badetemperatur von 42° C erwärmt. Die Mooraufbereitung spielte sich diskret im Hintergrund ab, so dass der Kurgast von dem enormen Aufwand zur Herrichtung eines Bades nichts mitbekam.

Im Gegensatz zu heute wurden die Badewannen jedem Kurgast mit einer Nummer zugeordnet, so dass dasselbe Moorbad mehrmals wieder verwendet werden konnte. Nach Abreise des Gastes wurde das Moor dann den Moorgruben zur Regeneration zugeführt, anfangs ebenfalls mit Pferdefuhrwerken, später mit der Moorbahn.

Nach dem ersten Weltkrieg besetzten erst französische, dann englische Truppen den Kurort. Die Blütezeit des Kurbetriebs war beendet. Es entstand der Werbeslogan „Durch Moor und Stahl erhältst du Kinder ohne Zahl“, der auf dem Notgeldschein des Jahres 1922 zu lesen war.

1927 wurde das Moorbadehaus renoviert und modernisiert – eine notwendige Voraussetzung, um das offiziell verliehene Prädikat „Bad“ zukünftig im Ortsnamen führen zu dürfen. Das prachtvolle Entree blieb unverändert bis es 1945 einem Brand zum Opfer fiel, der weite Teile des Gebäudes in Mitleidenschaft zog.

Der zweite Weltkrieg brachte die Kur in Bad Schwalbach abermals zum Erliegen. Von Luftangriffen weitgehend verschont, prägten nun Lazarette, Flüchtlinge und amerikanische Besatzungstruppen das Bild.

1948 wurde das Staatsbad Bad Schwalbach aus dem preußischen Besitz vom Land Hessen übernommen. In den 1950er Jahre führte die Entstehung der Sozialkur zu neuem Aufschwung. Durch das Rentenreformgesetz von 1955 kamen breite Bevölkerungsschichten in den Genuss einer Kur, neue große Kurkliniken wurden gebaut.

Der Fortschritt der Technik machte es möglich, den steigenden Kurgastzahlen gerecht zu werden. So löste ein Erwärmungskessel die Dampflanzen ab und die alten Holzwannen wurden durch fest installierte Edelstahlwannen ersetzt, die über eine Ringleitung mit dem aufgeheizten Moorbrei befüllt wurden. Wie bei einer normalen Badewanne musste nur der Hahn aufgedreht und nach dem Bad der Stöpsel zum Ablaufen gezogen werden. Für die Rückführung wurde eine unterirdische Leitung bis in die Moorgruben verlegt, die über eine Pumpstation im Moorbadehaus funktionierte.

In der Zeit von 1963 bis 1965 wurde das Haus abermals umgebaut und die technischen Einrichtungen weiter modernisiert.

Zwischen 1970 und 1985 hatten die Mooranwendungen Hochkonjunktur mit etwa 100 Bädern und 300 Packungen täglich. Dafür wurde Trockenmoor von ungefähr 7.000 m³ pro Jahr benötigt. Um die enorme Nachfrage bedienen zu können, wurde 1977 gleich nebenan ein separates Moorpackungshaus gebaut, so dass die Packungen dort abgegeben werden konnten, während die Bäder weiterhin im Moorbadehaus verabreicht wurden. Das neue Haus verfügte neben der Packungsabteilung auch über eine Physiotherapieabteilung sowie über ein 12 Meter langes Schwimmbecken für Wassergymnastik bei 32° C Wassertemperatur.

Nachdem die Moortherapie nicht mehr zu den führenden Kuranwendungen gehörte, konnte die gesamte Therapie 2008 zunächst wieder ins Moorbadehaus verlegt werden, in dem acht Jahre zuvor auch ein Beauty & Wellness-Bereich installiert worden war. 2010 zog dann auch die Zeiteinteilung und Tourist-Info ein, bis das Haus Anfang 2012 geschlossen wurde. Das denkmalgeschützte Gebäude wurde an einen Privatinvestor verkauft und wird seit dem Jahr 2017 umfangreich saniert. Es soll in den nächsten Jahren wiedereröffnet werden und mit gastronomischen und touristischen Attraktionen zahlreiche Besucher anziehen.